Wort des Präsidenten

Gestatten Sie mir, Sie zuerst willkommen zu heissen und Sie über die Gründe zu informieren, welche mich bewegten, den Verein RIVES PUBLIQUES zu gründen. Ich will mich uneigennützig für den Kampf gegen die Privatisierung und das „laisser-faire“ der administrativen und politischen Behörden der Schweiz engagieren. Mein Ziel ist, dass gültige Gesetze und Verordnungen respektiert und korrekt angewendet werden, auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene.

Mehrere, in unserem wunderbaren Land an verschiedenen Orten gemachte Erfahrungen, sowie an mich herangetragene Beschwerden, festigten meine Überzeugung, dass ein durchgehender Uferweg, auf möglichst natürliche Weise angelegt, um die wesentlichen örtlichen Besonderheiten zu erhalten, zugängig sein muss für alle, auch für körperlich Behinderte und Kinderwagen. Solche Uferwege muss es aber nicht nur an Bergseen oder an Ferienorten, sondern an den Ufern von allen unseren Seen und Wasserläufen der Schweiz geben, d.h. auch in unserem allernächsten Lebensraum, wie es unsere Gesetze vorsehen.

Wiederholte Agressionen von Seeanstössern, bei friedlichen Familienausflügen mit unserem Boot, setzten den Anfang. Später entdeckte ich unzählige Gesetzesmissachtungen gegenüber dem öffentlichen Charakter der Ufer, die es zu bekämpfen gilt und die rückgängig gemacht werden müssen. Und schliesslich hat mich die zwingende Notwendigkeit, dass jeder Bürger unseres Landes sich an einem ruhigen und friedlichen Ort erholen können muss, von der Notwendigkeit zur Gründung von RIVES PUBLIQUES überzeugt.
   
Trotz der laschen und nachlässigen Einstellung der zuständigen Behörden, dem Protektorat der Seeanstösser, der Schwarzmaler und Möchtegern-Ökologen, fehlt es uns nicht an juristisch stichhaltigen Argumenten (mit Jurisprudenz auf Bundesebene), die klar und deutlich für die Erstellung eines durchgehenden Uferwegs sprechen. Unsere Ziele sind realistisch.

Die Gegner der Uferwege behaupten, dass ein öffentlicher Durchgang nicht wünschenswert sei «…aus Gründen der Sicherheit und der Ungestörtheit der Seeanstösser.» Den Passanten die Ufer aus Gründen der exklusiven Sicherheit der Seeanstösser (deren Grundstücke üblicherweise schon gut bewacht sind) zu verschliessen, rechtfertigt sich nicht im Namen des allgemeinen Interesses der Öffentlichkeit und vor allem nicht mehr, als für jeden anderen Weg auch. Das Thema der Sicherheit auf dem öffentlichen Ufergebiet ist ein falsches Argument, genau wie dasjenige betreffend anderer Störungen. Solche Äusserungen würden bedeuten, dass das Volk an den Ufern der Seen und Wasserläufe sein gutes Benehmen als friedliche Bürger, seinen Respekt vor fremdem Eigentum und gegenüber dem Vaterland eher verlieren würde als auf irgend welchen anderen Wegen.
  
Ein Vertreter der zuständigen kantonalen Waadtländer Behörden hat uns gestanden (die Meinung des Vorstehers der Waadtländer Kantonspolizei geht in die gleiche Richtung), «…dass die Anwendung der Gesetzgebung betreffend die Uferwege nie wirkliche Priorität für die politischen Behörden gehabt habe.» Milizbehörden, die alle paar Jahre wechseln, widmen sich nicht in erster Linie den unangenehmen Aufgaben.
 
Einige Kontrahenten bekämpfen die Realisierung eines Uferwegs mit dem Motiv, «…dass ein Seeuferweg schädlich wäre für die Pflanzen- und Tierwelt.» Aber die Stellungnahme, welche das Waadtländer Verwaltungsgericht vom Amt für Tier- und Naturschutz auf unseren Rekurs hin verlangte, bestätigt das Gegenteil (siehe Rubrik UMWELT). Fachleute beklagen, dass es nichts Schädlicheres für die höchst sensiblen Uferzonen gebe, als das «Zubetonieren» der Uferböschungen. Die massiven Konstruktionen von Anti-Erosions-Mauern, Deichen, Hafendämmen, Hafenbauten, Felsablagerungen, usw., sind nicht gerade die höchst schädlich für die Tier- und Pflanzenwelt? Nicht nur verlangsamen oder verunmöglichen harte Konstruktionen den biologischen Austausch Wasser-Erde, sondern sie zerstören auch den Lebensraum vieler Tierarten. Zudem verschandeln sie die natürlichen Uferböschungen zum Leidwesen der Bevölkerung, die naturbelassene Uferzonen besonders attraktiv findet. Diese waren früher alle öffentlich zugänglich. Mit der Bewilligung von schweren Bauten, die – nebenbei bemerkt – praktisch auf dem ganzen Ufer in anarchistischer Weise errichtet wurden, machen sich die Behörden der Mittäterschaft bei der Privatisierung der Seeufer schuldig. Seeufer sind aber öffentlicher Grund und nicht Privatbesitz.
      
Alle Gesetze, welche den Bau und Unterhalt eines öffentlichen Uferwegs garantieren – im Besonderen als Gegenleistung für private Bauten, bzw. als Ersatz für die natürlichen und der Bevölkerung zugänglichen Uferböschungen – werden kaum angewandt und respektiert. RIVES PUBLIQUES verlangt den sofortigen Rückbau sämtlicher einklagbarer Bauten, die gegen das Gesetz verstossen und, dass solche Bauten in der Zukunft verboten sind. RIVES PUBLIQUES verlangt die Schaffung eines durchgehenden Weges entlang der Seeufer und Wasserläufe, der sich in die Umgebung integriert, und so natürlich wie möglich angelegt sein soll, um die Besonderheiten eines Ortes zu schützen.

Der Vorstand, die Mitglieder sowie die Sympathisanten von RIVES PUBLIQUES glauben fest an den Erfolg der Aktionen des Vereins. Unsere Strategie ist klar und gezielt, unser Engagement ist ehrlich und Entschlossen.

Der einzige Faktor, der im Moment unseren Erfolg bremsen könnte, wären fehlende finanzielle Mittel. Der Vorstand von RIVES PUBLIQUES besteht aus motivierten Freiwilligen, welche sich ihren Aufgaben dank Professionalität in Beherrschung der komplexen Problematik voll und ganz gewachsen fühlen. Die Mitglieder des Vorstands opfern aus Überzeugung viel Zeit für diese Sache, im Namen und für das Wohl des allgemeinen Interesses. Leider, wenn ein Verein von Bürgern, wie Sie und ich, sich an Stelle der öffentlichen Behörden, um die Verteidigung oder Zurückgewinnung von öffentlichem Landbesitzes einsetzen muss, reichen Geduld und Durchhaltevermögen nicht aus, er muss auch die nötigen Geldmittel besitzen, um Resultate zu erreichen. Der Weg über die Gerichte ist oft der einzige und meist der wirkungsvollste. Wie hoch auch immer Ihre finanzielle Unterstützung sein kann, für uns ist sie auf jeden Fall dringend und wichtig. Ihr Geld ist aber auch gut investiert, nämlich in eine bessere Zukunft.
Ich hoffe, dass Ihnen der Besuch auf unserer Website gefallen hat und dass wir Sie, von der Transparenz, den guten Argumenten und der Ehrlichkeit unseres Engagements überzeugen konnten. Wir haben nichts zu verbergen; und wir haben nichts zu verlieren.

In der Hoffnung, Sie bald zu unseren treuen Mitgliedern und/oder Gönnern zählen zu dürfen, entbiete ich Ihnen, liebe Besucher, liebe Besucherinnen, meine allerbesten Grüsse.

Victor von Wartburg,
Gründungspräsident von RIVES PUBLIQUES